7:00 erst der Wecker hat mich aufgeweckt. Ich muss noch mal eingenickt sein. Jetzt muss es aber sehr schnell gehen: die übrig gebliebenen Dinge in die jeweiligen Taschen stecken, Wäsche zusammenlegen, meine Medizin nehmen, alle Tüten in Rucksack packen und die Betten abziehen und mit nach unten nehmen zum frühstücken
7:30 Frühstück. Ich war hier einzige und auch der erste – also sofort nach Eröffnung des Frühstücksraumes. Die Jugendlichen (Vermutlich eine Schulklasse) kommen wahrscheinlich erst viel später. Nach 20 Minuten habe ich das Haus verlassen. Ich durfte mir sogar noch ein Brötchen mitnehmen, weil ich gestern keines gehabt habe.
7:50 Abmarsch
Heute sind wieder 32 km geplant. Weil ich dazwischen keine Unterkunft gefunden habe. Noch dazu sollen morgen Nachmittag Gewitter kommen. Also habe ich alternativ versucht Busverbindungen zu finden. Vielleicht werde für nur 20 km laufen und dann einen Bus nehmen.
Hier in Görlitz ist mir gerade etwas sehr komisches passiert. Ein schicker weißer BMW kommt von hinten angerauscht und fährt schwungvoll auf dem Bordstein und hält kurz vor mir an. Ich denke noch so bei mir: der muss es aber eilig haben. Er steigt aus und kommt hinter mir her. Ich gehe unbeeindruckt weiter. Doch er ruft mir nach: halt nicht weglaufen – stehen bleiben! Ich bleibe brav stehen. Es war auch ein Pilger. Er zeigte mir eine Marke mit einer Jakobsmuschel vor. Und erzählte mir seine Pilgergeschichte. Immer wenn er Pilger sieht, muss einfach anhalten mit den Leuten reden. Sehr schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten. Denn er ist auch schon einmal den kompletten Camino von zu Hause aus gelaufen: so 3500 km. Vielleicht versuche ich ihn einmal zu kontaktieren, um noch mehr nützliche Informationen für meine weitere Reise(n) zu bekommen.
9:25 Uhr ich habe 7 km zurückgelegt und noch 25 km vor mir. Die Sonne brennt. Meine Füße auch. 15 Minuten Pause für Sonnencreme und Umstieg auf die Trekkingsandalen. Damit läuft er sich viel angenehmer, wenn es warm ist.
Der Weg nach Liebstein ist nicht so ideal, da er direkt auf einer stark befahrenen schmalen Landstraße mit viel Verkehr verläuft. Bei Gegenverkehr müssen sich die Autofahrer einigen, so ähnlich habe ich schon von unserem Ordnungsamt gehört.
Nach 8,7 km und noch 22km sind vor mir. 10:20 Uhr endlich weg von der Straße. Die Sonne brennt und dann noch die vielen Autos.Alle paar Minuten heißt es für mich: ab an den Straßenrand. Ich würde eine Ampel einbauen, sodass alle Autos auf einmal fahren. Und dann bitte eine halbe Stunde Pause.

Ich habe das Gefühl heute geht es immer wieder bergauf. Doch wenn ich das Höhenprofil so anschaue, liegt die Spitze des Eisbergs noch vor mir.

11:10 Uhr ich bin 12 km gelaufen und noch 20 km sind vor mir. Gerade dachte ich so, vor dem Aufstieg auf den Gipfel, wäre es nicht schlecht eine schöne Bank zu finden. Und schwupps da war eine wunderschöne Hütte mit einem Tisch und zwei Bänke. Diese Gelegenheit lies ich mir nicht entgehen. Also Schuhe aus, Socken aus und einfach mal auf die Bank legen und gen Himmel schauen. Gibt es etwas Schöneres?

12:00 Uhr fast auf dem Gipfel. Mahlzeit. Ich esse mein belegtes Brötchen. 25 km gelaufen und noch 17 km.

13:40 Uhr Ankunft in Armsdorf. Hier bei der Kirche hätte man auch übernachten können.
13:51 einstieg in den Pilgerbus. Heute sind Unwetter vorhergesagt. Und 20 km genügen mir für heute auch. Meine Beine freuen sich auch sehr – da kam mir diese Unwetterwarnung gerade recht – das ist doch eine gute Ausrede, oder?
14:20 ich bin in der Herberge. Das ist ein Privathaus – Ich habe geklingelt, aber es macht niemand auf – wahrscheinlich wurde ich so früh noch nicht erwartet. Also setze ich mich hier einfach auf die Bank vorm Haus im Schatten und warte ein wenig. Derweil kann ich mich ein wenig ausruhen und mein zweites gekauftes Brötchen essen.
Der Herbergsvater empfängt mich freundlich und erzählt mir einiges. Das ist der Hammer: ich habe das ganze Dachgeschoss für mich alleine. Ein schönes Zimmer mit Tisch und Fernseher und einem Bett mit einer gescheiten Matratze – nicht so wie in der Jugendherberge: nur eine sehr dünne und darunter ein Brett. An alles ist gedacht: ein Handtuch, Duschgel, fliegen Schutz vor dem Fenster und etwas zum Trinken.Es gibt auch einen Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit, Geschirr usw. Der Tisch für mich ist auch schon gedeckt. Das sieht alles sehr freundlich aus. Und das für 30 € pro Nacht inklusive Frühstück, für Pilger.

Hier im Ort gibt es einen Edeka, ein Penny, eine Wirtschaft und ein Döner Kebab. Das nehme ich: mit allem und eine Portion Pommes. Es war reichlich – ich bin pappsatt.
Moin Fred, bin auch grad beim „Pilgern“ mit meinem treuen Begleiter Fynn.
Du kommst ja recht gut voran und hattest auch schon einige erzählenswerte Erlebnis.
Wobei, 32 km gleich zu Anfang ist schon ganz schön herausfordernd.
Gott sei Dank hat dir selbiger gestern einen ‚Wetter‘-Wink gegeben, deine Distanz teilweise auf Achse zurückzulegen. Das hat deinen Füßen und Muskeln sicherlich gut getan.
Ich lese deine Tagesberichte mit großem Interesse und bin fasziniert über die einladende Landschaft in der Niederlausitz. Durch die zahlreichen Fotos gewinnt man einen guten Eindruck deines Pilgerns.
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß, gutes Vorankommen und NULL Blasen auf deinem Camino.
Liebe Grüße aus Neudorf, Frank